Dein stolzer Olivenbaum lässt plötzlich die Blätter hängen und verliert seinen Glanz? Dann könnte Wurzelfäule der Übeltäter sein – eine der heimtückischsten Krankheiten, die deinen mediterranen Liebling befallen kann. Anders als bei sichtbaren Blattschäden spielt sich das Drama buchstäblich unter der Erde ab, wo du es nicht sofort bemerkst. Wenn die ersten oberirdischen Symptome auftreten, ist die Erkrankung oft schon weit fortgeschritten.
In diesem Artikel erfährst du alles, was du über Wurzelfäule beim Olivenbaum wissen musst: von den ersten Anzeichen über wirksame Sofortmaßnahmen bis hin zu präventiven Strategien. Mit dem richtigen Wissen kannst du deinen Olivenbaum nicht nur retten, sondern ihm auch ein langes, gesundes Leben ermöglichen.
Wurzelfäule verstehen: Ursachen und Entstehung
Wurzelfäule ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Sammelbegriff für verschiedene Fäulnisprozesse im Wurzelbereich. Diese werden primär durch übermäßige Feuchtigkeit ausgelöst, die ideale Bedingungen für Fäulnisbakterien und Pilze schafft.
Die häufigsten Ursachen für Wurzelfäule beim Olivenbaum sind:
- Staunässe: Wenn Wasser nicht abfließen kann, sammelt es sich im Topf oder Pflanzloch. Olivenbäume stammen aus dem Mittelmeerraum und sind an trockene Standorte angepasst – ihre Wurzeln reagieren empfindlich auf dauerhaft nasse Verhältnisse.
- Mangelhafte Drainage: Ein zu dichtes Substrat oder fehlende Drainageschichten verhindern den Wasserabfluss.
- Falsches Gießverhalten: Zu häufiges oder zu reichliches Gießen, besonders in der kühleren Jahreszeit, kann Wurzelfäule begünstigen.
- Ungeeignete Pflanzgefäße: Töpfe ohne Abflusslöcher oder mit zu kleinen Öffnungen erschweren das Abfließen von überschüssigem Wasser.
In der wassergesättigten Umgebung vermehren sich schädliche Mikroorganismen, die gesundes Wurzelgewebe angreifen. Sie zersetzen die Wurzeln, was deren Fähigkeit zur Wasser- und Nährstoffaufnahme drastisch reduziert. Der Baum wird von unten her systematisch ausgehungert – ein schleichender Prozess, der unbehandelt zum Tod des Olivenbaums führen kann.

Wurzelfäule erkennen: Symptome frühzeitig deuten
Je früher du eine Wurzelfäule erkennst, desto besser sind die Chancen auf Rettung deines Olivenbaums. Achte auf diese Alarmsignale:
Oberirdische Symptome:
- Welke, gelbliche Blätter: Auch bei ausreichender Bewässerung erscheinen die Blätter kraftlos und verfärben sich von grün zu gelb.
- Blattfall: Ungewöhnlicher Blattabwurf, besonders außerhalb der normalen saisonalen Schwankungen.
- Wachstumsstillstand: Der Baum zeigt kaum oder gar kein neues Wachstum, selbst in der Wachstumsperiode.
- Vergilbende Triebspitzen: Die jüngsten Triebe sterben ab oder verkümmern.
- Kleiner werdende Blätter: Neu austreibende Blätter bleiben auffällig klein.
Unterirdische Symptome:
- Verfärbte Wurzeln: Gesunde Olivenbaumwurzeln sind hell und fest. Bei Wurzelfäule werden sie braun bis schwarz und weich.
- Fauliger Geruch: Wenn du deinen Baum aus dem Topf nimmst, kannst du einen unangenehmen, modrigen Geruch wahrnehmen.
- Wurzelrinde löst sich: Die äußere Schicht der Wurzeln lässt sich leicht abziehen oder fällt sogar von selbst ab.
- Schleimige Konsistenz: Befallene Wurzeln fühlen sich schmierig oder schleimig an.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die oberirdischen Symptome auch andere Ursachen haben können. Eine sichere Diagnose erhältst du nur durch Prüfung des Wurzelballens. Wenn du Verdacht schöpfst, ist schnelles Handeln gefragt – denn Wurzelfäule schreitet unaufhaltsam voran, wenn nicht eingegriffen wird.
Die 6 Sofortmaßnahmen: Erste Hilfe für deinen kranken Olivenbaum
Wenn du Wurzelfäule vermutest, solltest du umgehend handeln. Hier sind sechs bewährte Sofortmaßnahmen:
1. Stopp des Gießens
Unterbreche sofort die Bewässerung für mindestens eine Woche. Dies verhindert, dass sich die feuchten Bedingungen verschlimmern. Eine kurze Trockenpause schadet dem Olivenbaum weniger als fortgesetzte Staunässe.
2. Überprüfung der bestehenden Drainage
Kontrolliere, ob vorhandene Abflusslöcher im Topf frei sind. Bei Freilandpflanzungen prüfe, ob sich Wasser im Pflanzloch sammelt. In beiden Fällen muss für besseren Wasserabfluss gesorgt werden.
3. Behut sames Entfernen aus dem Topf
Nimm den Baum vorsichtig aus seinem Gefäß, um die Wurzeln zu untersuchen. Arbeite behutsam, damit du die gesunden Wurzeln nicht unnötig beschädigst.
So gehst du vor:
- Lege den Topf auf die Seite
- Klopfe vorsichtig an den Topfrand, um den Wurzelballen zu lockern
- Schiebe oder hebe den Baum sanft heraus, ohne an Stamm oder Zweigen zu ziehen
4. Gründliche Begutachtung der Wurzeln
Untersuche den Wurzelballen genau:
- Entferne vorsichtig die alte Erde, um die Wurzeln freizulegen
- Gesunde Wurzeln sind hell, fest und elastisch
- Befallene Wurzeln sind dunkel, weich und haben möglicherweise einen unangenehmen Geruch
5. Entfernen befallener Wurzelpartien
Schneide alle fauligen Wurzeln mit einer sauberen, scharfen Gartenschere ab:
- Schneide bis ins gesunde Gewebe
- Desinfiziere die Schere zwischen den Schnitten (z.B. mit Alkohol)
- Entferne auch stark verdichtete oder verhedderte Wurzeln
Denke daran: Lieber großzügig zurückschneiden als Fäulnisherde übersehen! Olivenbäume haben eine erstaunliche Regenerationsfähigkeit und bilden bei guter Pflege neue Wurzeln.
6. Desinfektion der verbleibenden Wurzeln (optional)
Eine vorsichtige Desinfektion kann helfen, verbliebene Krankheitserreger abzutöten:
- Tauche die Wurzeln kurz in eine schwache Wasserstoffperoxid-Lösung (3%, aus der Apotheke)
- Alternativ: Bestäube die Schnittflächen mit Holzkohlepulver oder Zimtpulver (natürliche Fungizide)
Wichtig: Lasse die beschnittenen Wurzeln anschließend 12-24 Stunden an einem schattigen, luftigen Ort abtrocknen. Dies hilft, die Schnittstellen zu verschließen und beugt neuer Infektion vor.
Richtig umtopfen und Drainage optimieren: Der Weg zur Genesung
Nach der ersten Hilfe ist es entscheidend, deinen Olivenbaum in ein gesundes Umfeld umzusiedeln. Das richtige Umtopfen ist der Schlüssel zur langfristigen Genesung.
Die Wahl des richtigen Topfes
Wähle einen neuen oder gründlich gereinigten Topf, der:
- etwa 20% größer ist als der Wurzelballen (nicht zu groß!)
- ausreichend Drainagelöcher am Boden hat
- idealerweise aus Terrakotta oder einem anderen atmungsaktiven Material besteht
Die optimale Drainage aufbauen
Eine gute Drainage ist für Olivenbäume lebenswichtig. Baue sie so auf:
Schicht | Material | Höhe | Funktion |
---|---|---|---|
Unterste | Tonscherben, grober Kies | 3-5 cm | Wasserabfluss sicherstellen |
Mittlere | Drainagevlies oder feinmaschiges Netz | dünn | Substrat vom Ablauf trennen |
Obere | Spezialsubstrat für Olivenbäume | Rest des Topfes | Nährstoffe und Halt |
Das richtige Substrat für Olivenbäume
Verwende ein durchlässiges, strukturstabiles Substrat:
- 60% mineralische Bestandteile (Lavagranulat, gebrochener Blähton, grober Sand)
- 40% organische Bestandteile (qualitativ hochwertiger Kompost, Rindenhumus)
- Zugabe von etwas Hornspänen für langsame Nährstoffversorgung
Fertige Olivenbaumerde aus dem Fachhandel ist eine gute Alternative. Verzichte auf normale Blumenerde – sie ist meist zu schwer und verdichtet zu stark.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Umtopfen
- Fülle die Drainageschicht in den Topfboden
- Lege das Drainagevlies darüber
- Fülle eine Schicht Substrat ein
- Platziere den Olivenbaum so, dass der Wurzelhals auf Höhe des Topfrandes sitzt
- Fülle die Seiten mit Substrat auf und drücke es leicht an
- Lasse etwa 2 cm Gießrand zum Topfrand
- Gieße vorsichtig an, bis erste Tropfen aus dem Abflussloch kommen
Nach dem Umtopfen sollte der Olivenbaum an einem hellen, aber nicht vollsonnigen Standort etwa zwei Wochen akklimatisieren. Erst dann kannst du ihn wieder an seinen gewohnten Platz stellen.
Vorbeugen ist besser: So schützt du deinen Olivenbaum vor Wurzelfäule
Eine durchdachte Pflege ist der beste Schutz vor Wurzelfäule. Mit diesen Präventionsmaßnahmen bleibt dein Olivenbaum gesund:
Richtig gießen: Die goldene Mitte finden
- Gieße erst, wenn die oberste Erdschicht abgetrocknet ist (Fingerprobe!)
- Gieße durchdringend, aber selten – besser einmal gründlich als oft ein wenig
- Reduziere die Wassergaben im Winter deutlich
- Verwende Regenwasser oder abgestandenes Leitungswasser (zimmerwarm)
Merke: Olivenbäume vertragen kurze Trockenphasen besser als Staunässe.
Die Bedeutung der richtigen Drainage
- Sorge für ausreichend Abflusslöcher im Topf
- Reinige verstopfte Drainagelöcher regelmäßig
- Bei Freilandpflanzung: Verbessere schwere Böden mit Sand und Kies
- Positioniere Kübelpflanzen erhöht auf Füßen oder Rollen
Die Wahl des passenden Standorts
- Sonnig und luftig (fördert das Abtrocknen)
- Geschützt vor anhaltenden Regenfällen bei Kübelpflanzen
- Im Winter: Kühl, aber frostfrei und nicht zu feucht
Regelmäßige Kontrollen
- Prüfe wöchentlich Feuchtigkeitszustand und Drainage
- Beobachte Blattfarbe und Wuchsverhalten
- Topfe alle 2-3 Jahre um und kontrolliere dabei den Wurzelzustand
Wenn du diese vorbeugenden Maßnahmen konsequent umsetzt, wird dein Olivenbaum selten von Wurzelfäule heimgesucht.
Fazit: Mit Wissen und Geduld deinen Olivenbaum retten
Wurzelfäule ist zwar eine ernste Bedrohung für deinen Olivenbaum, aber mit dem richtigen Wissen, schnellem Handeln und konsequenter Pflege kannst du das Problem erfolgreich bekämpfen. Denke daran, dass Prävention immer einfacher ist als Heilung – eine angepasste Bewässerung und gute Drainage sind deine wichtigsten Verbündeten.
Beobachte deinen Olivenbaum regelmäßig, um frühe Anzeichen von Problemen zu erkennen. Mit etwas Geduld wirst du feststellen, dass sich dein mediterraner Freund erstaunlich gut erholen kann und dir noch viele Jahre Freude bereiten wird.
Hast du bereits Erfahrungen mit Wurzelfäule bei deinem Olivenbaum gemacht? Teile deine Geschichte in den Kommentaren und hilf anderen Olivenbaumliebhabern, von deinen Erfahrungen zu profitieren!
FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Wurzelfäule beim Olivenbaum
Kann sich ein Olivenbaum von Wurzelfäule vollständig erholen?
Ja, bei rechtzeitigem Eingreifen sind die Heilungschancen gut. Olivenbäume besitzen eine bemerkenswerte Regenerationsfähigkeit. Nach einer erfolgreichen Behandlung und Umstellung der Pflegebedingungen bilden sie neue, gesunde Wurzeln und erholen sich meist innerhalb von 3-6 Monaten vollständig.
Welche Anzeichen von Wurzelfäule treten als erste auf?
Die ersten Symptome zeigen sich meist an den Blättern: Sie werden schlaff und verlieren ihren typischen Silberschimmer, auch wenn die Erde feucht ist. Später folgt eine Gelbfärbung, beginnend an den älteren Blättern. Diese Anzeichen werden oft fälschlicherweise als Wassermangel interpretiert, was zur fatalen Reaktion führt, noch mehr zu gießen.
Wie oft sollte ich meinen Olivenbaum umtopfen?
Junge Olivenbäume sollten alle 2-3 Jahre umgetopft werden, ältere Exemplare alle 3-5 Jahre. Das regelmäßige Umtopfen bietet nicht nur frische Nährstoffe, sondern ermöglicht auch die Kontrolle der Wurzelgesundheit und Vorbeugung von Wurzelfäule.
Muss ich nach dem Rückschnitt der faulen Wurzeln auch die Krone zurückschneiden?
Ja, das ist ratsam. Da das reduzierte Wurzelsystem zunächst weniger Wasser und Nährstoffe aufnehmen kann, sollte auch die Krone entsprechend eingekürzt werden. Als Faustregel gilt: Kürze die Krone im gleichen Verhältnis wie die Wurzeln reduziert wurden, jedoch maximal um ein Drittel.
Kann ich chemische Fungizide gegen Wurzelfäule einsetzen?
Bei Olivenbäumen im Hausgarten sind chemische Fungizide selten notwendig und oft weniger wirksam als die Behebung der Grundursache. Besser ist es, die Kulturbedingungen zu optimieren. In hartnäckigen Fällen kannst du mit biologischen Präparaten arbeiten, die nützliche Mikroorganismen enthalten und das Bodenmilieu verbessern.
Wie erkenne ich den Unterschied zwischen Wurzelfäule und normalem Wassermangel?
Bei Wassermangel werden die Blätter zwar auch welk, aber sie bleiben grün und erholen sich rasch nach dem Gießen. Bei Wurzelfäule hingegen bleiben die Blätter trotz Bewässerung schlaff, verfärben sich gelblich und fallen eventuell ab. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal: Bei Wurzelfäule ist das Substrat oft feucht, während es bei Wassermangel trocken ist.