Wächst ein Olivenbaum schnell? Alles zur Wachstumsgeschwindigkeit

Sie schmücken mediterrane Gärten seit Jahrtausenden und stehen für Beständigkeit wie kaum eine andere Pflanze: Olivenbäume. Doch wenn du mit dem Gedanken spielst, diesen Klassiker in deinen Garten zu holen, fragst du dich sicher: Wie lange muss ich eigentlich warten, bis aus dem kleinen Bäumchen ein stattlicher Olivenbaum wird?

Die kurze Antwort vorweg: Olivenbäume wachsen vergleichsweise langsam – etwa 10 bis 30 Zentimeter pro Jahr. Aber hinter dieser einfachen Zahl verbirgt sich eine faszinierende Geschichte von Geduld, Anpassungsfähigkeit und erstaunlicher Langlebigkeit.

In diesem Artikel erfährst du genau, wie sich das Olivenbaum Wachstum über die Jahre entwickelt, welche Faktoren die Geschwindigkeit beeinflussen und wie du das Beste aus deinem mediterranen Begleiter herausholen kannst.

Die typische Wachstumsgeschwindigkeit eines Olivenbaums

Eines vorweg: Wer einen Olivenbaum pflanzt, sollte Geduld mitbringen. Anders als schnellwachsende Gehölze wie etwa Bambus oder Pappeln nehmen sich Olivenbäume Zeit für ihre Entwicklung. Im Durchschnitt kannst du mit folgenden Wachstumsraten rechnen:

  • Junger Olivenbaum (1-5 Jahre): 15-30 cm pro Jahr
  • Mittelalter Olivenbaum (5-20 Jahre): 10-20 cm pro Jahr
  • Alter Olivenbaum (über 20 Jahre): 5-10 cm pro Jahr

Diese zurückhaltende Wachstumsgeschwindigkeit hat jedoch einen entscheidenden Vorteil: Sie geht Hand in Hand mit einer beeindruckenden Langlebigkeit. Während schnellwachsende Bäume oft nach wenigen Jahrzehnten bereits altersbedingte Probleme zeigen, können Olivenbäume mehrere Jahrhunderte alt werden – manche Exemplare in Mittelmeerländern sind nachweislich über 1000 Jahre alt und tragen immer noch Früchte.

Olivenbaum jung vs. alt: Ein Vergleich

Das Wachstum eines Olivenbaums verändert sich deutlich im Laufe seines Lebens:

AlterHöhenzuwachs/JahrBreitenwachstumStammumfangBesonderheiten
1-5 Jahre15-30 cmschnelldünn, biegsamschlanke Form, regelmäßiger Schnitt wichtig
5-20 Jahre10-20 cmmäßigzunehmendbeginnende Charakterbildung im Stamm
20-50 Jahre5-10 cmlangsamerkräftigzunehmend knorriges Erscheinungsbild
50+ Jahre2-5 cmsehr langsammarkantausgeprägte Charakterstämme, hoher Wert

Mit zunehmendem Alter verlangsamt sich das Höhenwachstum, während der Stamm an Umfang gewinnt und die charakteristische knorrige Struktur ausbildet, die Olivenbäume so begehrt macht. Es ist diese Kombination aus langsamer Entwicklung und zunehmendem Charakter, die alte Olivenbäume zu begehrten Objekten für anspruchsvolle Gartengestalter macht.

Ein junger Olivenbaum
Ein junger Olivenbaum

Einflussfaktoren auf das Olivenbaum Wachstum

Die Wachstumsgeschwindigkeit deines Olivenbaums wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, die du teilweise aktiv steuern kannst:

Sortenunterschiede beeinflussen das Tempo

Nicht alle Olivenbäume sind gleich – es gibt deutliche Unterschiede zwischen den über 700 bekannten Sorten:

Schnellwüchsige Sorten:

  • ‚Arbequina‘: Wächst vergleichsweise zügig und eignet sich gut für Kübelhaltung
  • ‚Koroneiki‘: Zeigt in jungen Jahren ein recht zügiges Wachstum
  • ‚Frantoio‘: Entwickelt sich unter guten Bedingungen etwas schneller als andere Sorten

Langsamwüchsige Sorten:

  • ‚Leccino‘: Zeichnet sich durch besonders kompaktes Wachstum aus
  • ‚Picual‘: Wächst eher gemächlich, bildet aber robuste Strukturen

Die Sortenauswahl sollte jedoch nicht nur nach der Wachstumsgeschwindigkeit erfolgen. Robustheit, Frostverträglichkeit und – falls erwünscht – der Fruchtertrag sind mindestens ebenso wichtige Kriterien.

Standort: Wo sich dein Olivenbaum am wohlsten fühlt

Der Standort entscheidet maßgeblich über die Wachstumsrate deines Olivenbaums. Optimal sind:

  • Licht: Vollsonnige Plätze mit mindestens 6-8 Stunden direkter Sonneneinstrahlung täglich
  • Bodenbeschaffenheit: Durchlässige, leicht alkalische Böden mit gutem Wasserabzug
  • Klima: Mediterrane Bedingungen mit milden Wintern und heißen, trockenen Sommern

In Deutschland ist besonders in kühleren Regionen eine geschützte Lage wichtig – idealerweise an einer sonnigen Südwand, die zusätzliche Wärme speichert und Kaltluft abhält. In rauen Lagen oder in Regionen mit strengen Wintern empfiehlt sich die Kübelhaltung mit Überwinterung an einem hellen, kühlen Ort.

Wasser und Nährstoffe: Die richtige Balance finden

Olivenbäume haben sich über Jahrtausende an die kargen, trockenen Bedingungen des Mittelmeerraums angepasst. Dies bedeutet:

  • Wasser: Regelmäßige, aber moderate Bewässerung. Staunässe ist unbedingt zu vermeiden und verlangsamt das Wachstum drastisch.
  • Nährstoffe: Olivenbäume benötigen eine ausgewogene Nährstoffversorgung für optimales Wachstum. Besonders wichtig sind Stickstoff für den Blattaufbau sowie Kalium und Phosphor für die Holzbildung und Fruchtentwicklung.

Ein häufiger Fehler ist die Überdüngung junger Olivenbäume. Dies kann zwar kurzfristig zu mehr Blattwachstum führen, schwächt aber langfristig die Gesamtentwicklung und macht den Baum anfälliger für Krankheiten.

Pflege und Schnitt: Formgebung mit Auswirkung auf das Wachstum

Der richtige Schnitt beeinflusst nicht nur die Form, sondern auch die Wachstumsgeschwindigkeit deines Olivenbaums:

  • Ein regelmäßiger, leichter Auslichtungsschnitt fördert ein gesundes Gleichgewicht zwischen Höhen- und Breitenwachstum
  • Starke Rückschnitte können das Wachstum temporär hemmen, regen aber oft anschließend verstärktes Neutriebwachstum an
  • Die Entfernung von Konkurrenztrieben am Hauptstamm lenkt die Wachstumsenergie in die gewünschten Bereiche

Besonders wichtig: Der beste Zeitpunkt für den Schnitt ist das späte Frühjahr, wenn keine Frostgefahr mehr besteht, aber noch vor der Hauptwachstumsphase im Sommer.

Wachstum im Vergleich: Alte Olivenbäume
Wachstum im Vergleich: Alte Olivenbäume

Wachstum fördern – Tipps und Tricks für optimale Entwicklung

Auch wenn Olivenbäume naturgemäß langsam wachsen, kannst du mit den richtigen Maßnahmen ihre Entwicklung positiv beeinflussen:

Die strategische Standortwahl

Die Platzierung deines Olivenbaums kann entscheidend sein:

  • Südwände oder Terrassen mit Steinböden speichern Wärme und schaffen ein vorteilhaftes Mikroklima
  • Windgeschützte Lagen verhindern unnötigen Stress und Austrocknung
  • In gemäßigten Breiten wie Deutschland kann eine mobile Aufstellung (Kübel) sinnvoll sein, um den Standort je nach Jahreszeit optimieren zu können

Bei Freilandpflanzung in Deutschland solltest du unbedingt auf winterharte Sorten wie ‚Leccino‘ oder ‚Frantoio‘ setzen, die auch kurze Frostperioden bis etwa -10°C überstehen können.

Optimale Bewässerung und Düngung für maximales Wachstum

Für gleichmäßiges Olivenbaum Wachstum ist die richtige Versorgung entscheidend:

Bewässerung:

  • Junge Bäume (1-3 Jahre): Regelmäßige, moderate Bewässerung, besonders in Trockenphasen
  • Etablierte Bäume: Tiefgründige, aber seltene Wassergaben sind besser als häufiges oberflächliches Gießen
  • Kübelpflanzen: Regelmäßige Kontrolle, da hier schneller Austrocknung droht

Düngung:

  • Frühjahr (März/April): Hauptdüngung mit organischem Volldünger, alternativ spezieller Olivenbaumdünger mit erhöhtem Kaliumanteil
  • Sommer (Juni): Leichte Nachdüngung bei jungen, stark wachsenden Bäumen
  • Herbst/Winter: Keine Düngung, um den Baum in die natürliche Ruhephase übergehen zu lassen

Die richtige Nährstoffzufuhr erkennt man an kräftigen, sattgrünen Blättern und gesundem Zuwachs. Gelbliche Blätter deuten auf Nährstoffmangel hin, übermäßig weiches, langes Blattwachstum hingegen auf zu viel Stickstoff.

Der richtige Schnitt zur Wachstumsförderung

Mit gezieltem Schnitt kannst du das Wachstum lenken:

  • Formative Schnitte in den ersten Jahren prägen die spätere Gestalt
  • Die Entfernung von innen wachsenden, sich kreuzenden Zweigen verbessert die Lichtausbeute
  • Das Einkürzen der Haupttriebe kann das seitliche Verzweigen fördern und zu einer dichteren Krone führen

Besonders bei jungen Bäumen gilt: Weniger ist mehr. Zu drastische Schnittmaßnahmen können das Gesamtwachstum verzögern, da der Baum zunächst Energie in die Wundheilung stecken muss. Genau das gleiche gilt natürlich auch beim Olivenbaum gießen, um ihn nicht zu ertränken oder gar für Wurzelfäule zu sorgen.

Die Wachstumskurve eines Olivenbaums: Ein Leben in Zeitlupe

Die Entwicklung eines Olivenbaums über die Jahrzehnte verläuft nicht linear. Vielmehr lassen sich deutliche Phasen erkennen:

Jahre 1-5: Etablierungsphase In den ersten Jahren investiert der junge Olivenbaum viel Energie in die Wurzelbildung. Das oberirdische Wachstum erscheint daher oft zurückhaltend. Besonders im ersten Jahr nach der Pflanzung ist häufig nur minimales Wachstum sichtbar – der Baum akklimatisiert sich und baut sein Wurzelsystem aus.

Jahre 5-20: Hauptwachstumsphase Dies ist die Zeit des aktivsten Wachstums. Mit etabliertem Wurzelsystem kann der Baum nun deutlich mehr Ressourcen in die Höhen- und Kronenentwicklung investieren. In dieser Phase bildet sich auch die grundlegende Struktur heraus, die den Charakter des Baumes prägen wird.

Jahre 20-50: Reifungsphase Das Höhenwachstum verlangsamt sich, während Stamm und Hauptäste zunehmend an Umfang gewinnen. Der Baum beginnt, seine charakteristische knorrige Struktur zu entwickeln.

Jahre 50+: Charakterphase Sehr alte Olivenbäume wachsen kaum noch in die Höhe. Ihr Wert liegt nun in ihrer beeindruckenden Silhouette, dem skulpturalen Stamm und ihrer kulturellen Bedeutung. Ein hundertjähriger Olivenbaum ist weit mehr als eine Pflanze – er ist ein lebendes Kunstwerk und Zeitzeuge.

Fazit: Die Schönheit des langsamen Wachstums

Die zurückhaltende Wachstumsgeschwindigkeit des Olivenbaums mag für ungeduldige Gärtner zunächst enttäuschend erscheinen. Doch genau in dieser Langsamkeit liegt ein besonderer Wert: Mit jedem Jahr entwickelt der Baum mehr Charakter und Persönlichkeit.

Der Olivenbaum lehrt uns eine wertvolle Lektion über Geduld und Nachhaltigkeit. Während viele schnellwachsende Gehölze nach wenigen Jahrzehnten bereits ihren Zenit überschritten haben, steht der Olivenbaum gerade erst am Anfang seiner Entwicklung. Mit jedem Jahr wird er wertvoller – nicht nur materiell, sondern auch ästhetisch und emotional.

Wer einen Olivenbaum pflanzt, trifft eine Entscheidung, die weit über die eigene Gärtnergeneration hinausreicht. Es ist ein Geschenk an kommende Generationen – ein lebendes Erbe, das mit jedem Jahr an Schönheit und Charakter gewinnt. Neben dem Generationsgeschenk steht das Olivenbaum verschenken hoch im Kurs – die Anlässe dafür können Vielfältig sein, weil diese Bäume einfach schön aussehen und hochwertig sind.

Und genau darin liegt vielleicht der größte Reiz: Ein Olivenbaum ist keine kurzfristige Gartengestaltung, sondern ein langfristiger Begleiter, dessen Entwicklung du über die Jahre verfolgen kannst. Jeder neue Trieb, jede Verdickung des Stammes, jede charaktervolle Verwachsung ist Teil einer langsamen, aber stetigen Verwandlung – ein lebendiges Schauspiel in Zeitlupe, das dich ein Leben lang begleiten kann.

Bastian Behrens Autor

Über den Autor

Hinter Olivenbaum-Ratgeber.de steht ein leidenschaftlicher Hobbygärtner mit einer großen Faszination für mediterrane Pflanzen – allen voran der Olivenbaum.
Was mit einem kleinen Baum auf dem Balkon begann, wurde zur Passion. Heute fließen persönliche Erfahrungen, fundierte Recherchen und eine gute Portion Herzblut in jeden Artikel auf dieser Seite.
Mein Ziel: Dir das Wissen an die Hand zu geben, das ich mir selbst mühsam erarbeitet habe – damit dein Olivenbaum nicht nur überlebt, sondern richtig gedeiht.

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