Der Olivenbaum – ein Symbol für Frieden, Langlebigkeit und mediterrane Lebenskunst. Doch wusstest du, dass hinter diesem charaktervollen Gewächs eine faszinierende Sortenvielfalt steckt? Jede mit eigenen Eigenschaften, von unterschiedlicher Frosthärte bis hin zu besonderen Geschmacksprofilen der Früchte.
In diesem Artikel tauchen wir ein in die Welt der Olivenbaum Sorten und entdecken, welche sich auch für dein Zuhause eignen könnten.
Die Vielfalt der Olivenbäume
Die silbrigen Blätter im Wind, der knorrige Stamm und die verheißungsvollen Früchte – Olivenbäume begeistern nicht nur im Mittelmeerraum, sondern finden zunehmend auch in deutschen Gärten und auf Terrassen ein Zuhause. Doch nicht jeder Olivenbaum ist gleich. Tatsächlich existieren hunderte verschiedene Sorten, die sich in Wuchsform, Fruchtgröße, Geschmack und Kältetoleranz unterscheiden.
In diesem Artikel erfährst du, welche Unterschiede zwischen den einzelnen Olivenbaum Arten bestehen, welche mediterranen Klassiker besonders beliebt sind und – besonders spannend für unsere Breitengrade – welche frostharten Olivenbäume auch hierzulande gedeihen können. Außerdem stelle ich dir ausgewählte Sorten im Detail vor und gebe dir praktische Tipps, welche Sorte am besten zu deinen Bedingungen passt.

Was unterscheidet die „Arten“ und „Sorten“ von Olivenbäumen?
Bevor wir in die faszinierende Welt der Olivenbäume eintauchen, ist es wichtig, die Begriffe „Arten“ und „Sorten“ richtig einzuordnen. Botanisch betrachtet gibt es tatsächlich nur eine Art des kultivierten Olivenbaums: Olea europaea. Was wir im Alltag als verschiedene „Arten“ bezeichnen, sind streng genommen unterschiedliche Sorten oder Kultivare dieser einen Art.
Die Unterschiede zwischen den Sorten haben sich über Jahrhunderte der Kultivierung entwickelt. Während einige gezielt für die Ölproduktion gezüchtet wurden, eignen sich andere besser als Tafeloliven. Manche Sorten bestechen durch robustes Wachstum, andere durch besondere Fruchtausprägungen oder Resistenzen.
Die botanische Klassifikation sieht so aus:
Taxonomische Ebene | Bezeichnung |
---|---|
Gattung | Olea |
Art | Olea europaea |
Unterart | z.B. Olea europaea subsp. europaea (Kulturolive) |
Sorte/Kultivar | z.B. ‚Picual‘, ‚Frantoio‘, ‚Arbequina‘ |
Die wichtigsten Olivenbaum Sorten im Überblick
Die Vielfalt der Olivenbaum Sorten ist tatsächlich beeindruckend – weltweit existieren schätzungsweise über 1.000 Kultivare. Ich konzentriere mich hier auf die wichtigsten Vertreter, die entweder für ihre kulinarische Bedeutung, ihre Robustheit oder ihre Eignung für mitteleuropäische Standorte bekannt sind.
Mediterrane Klassiker: Einblick in beliebte Sorten des Mittelmeerraums
Picual
Die spanische Sorte ‚Picual‘ gehört zu den meistangebauten Olivenbaum Sorten weltweit. Mit gutem Grund: Sie liefert einen außergewöhnlich hohen Ölertrag mit bis zu 27% des Fruchtgewichts. Das Öl enthält viele Polyphenole und Antioxidantien, was es sehr stabil macht. Geschmacklich ist es kräftig und leicht bitter mit einer deutlichen Schärfe. Der Baum selbst wächst kräftig mit ausladender Krone und zeigt eine mittlere Kältetoleranz bis etwa -10°C.
Frantoio
Dieser italienische Klassiker wird vor allem in der Toskana angebaut und gilt als Maßstab für hochwertige Olivenöle. ‚Frantoio‘ liefert ein mildes, fruchtiges Öl mit Noten von frisch geschnittenem Gras und Mandeln. Der Baum wächst aufrecht mit locker verzweigter Krone und erweist sich als relativ anpassungsfähig an unterschiedliche Böden. Seine Kältetoleranz liegt bei etwa -8°C bis -10°C.
Arbequina
Ursprünglich aus Katalonien stammend, hat ‚Arbequina‘ sich zum internationalen Favoriten entwickelt. Der Baum bleibt mit 3-4 Metern relativ kompakt und eignet sich daher besonders gut für kleinere Gärten oder die Topfkultur. Die kleinen Früchte liefern ein mildes, leicht süßliches Öl mit Noten von Äpfeln und Mandeln. Die Kältetoleranz liegt bei etwa -8°C.
Koroneiki
Diese griechische Sorte ist bekannt für ihr ausgezeichnetes, fruchtig-würziges Öl mit deutlichen Noten von frischem Gras und grünen Tomaten. Der Baum wächst kompakt und aufrecht mit dichter Verzweigung. ‚Koroneiki‘ ist relativ trockenheitstolerant, verträgt jedoch Temperaturen nur bis etwa -8°C.
Leccino
Eine weitere italienische Sorte, die sich durch besondere Anpassungsfähigkeit auszeichnet. ‚Leccino‘ wächst kräftig mit ausladender Krone und gilt als selbstfruchtbar. Das Öl ist mild und weich im Geschmack mit leichten Noten von Artischocken. Mit einer Frosttoleranz bis etwa -12°C gehört diese Sorte bereits zu den robusteren Vertretern.
Frostharte Olivenbaumsorten für gemäßigtes Klima
Wenn du in Deutschland einen Olivenbaum pflanzen möchtest, sind besonders frostharte Sorten gefragt. Diese Olivenbaum Arten haben sich als besonders widerstandsfähig in unserem Klima erwiesen:
Cipressino
Diese italienische Sorte besticht durch ihren säulenförmigen, zypressen-ähnlichen Wuchs – ideal für schmale Gartenräume. ‚Cipressino‘ zeigt eine gute Kältetoleranz bis etwa -12°C, sollte in sehr kalten Regionen jedoch zusätzlich geschützt werden. Der Ertrag ist mittel bis hoch, das Öl fruchtig und mild.
Hardy’s Mammoth
Wie der Name schon andeutet, handelt es sich um eine besonders robuste Sorte aus Australien. Sie gilt als eine der frosthärtesten Olivenbaumsorten mit Toleranzen bis etwa -15°C. Die Früchte sind groß und eignen sich hervorragend als Tafeloliven. Der Baum wächst kräftig mit breiter Krone und benötigt entsprechend Platz.
Aglandau
Diese südfranzösische Sorte vereint gute Frosthärte mit ausgezeichneter Ölqualität. ‚Aglandau‘ verträgt Temperaturen bis etwa -14°C und liefert ein kräftiges, leicht scharfes Öl mit Noten von frischem Gras und Artischocken. Der Baum wächst mittelstark mit aufrechtem Habitus.
Pendolino
Obwohl ursprünglich aus der Toskana, hat sich ‚Pendolino‘ als erstaunlich kältetolerant erwiesen. Mit einer Frosthärte bis etwa -12°C kommt diese Sorte auch in gemäßigten Klimazonen gut zurecht. Charakteristisch sind die hängenden Zweige, die dem Baum ein elegantes Erscheinungsbild verleihen. ‚Pendolino‘ wird oft als Befruchter für andere Sorten gepflanzt, liefert aber selbst nur moderate Erträge.
Manzanillo
Diese spanische Sorte wird sowohl für Öl als auch als Tafelolive geschätzt. Die großen, fleischigen Früchte ergeben ausgezeichnete eingelegte Oliven. ‚Manzanillo‘ zeigt eine beachtliche Frosttoleranz bis etwa -10°C und bildet einen mittelgroßen Baum mit dichter, runder Krone.
Sortenporträts: Ausgewählte Olivenbaumsorten im Detail
Picual: Der Ertragsstar
Wuchs: Mittelstark bis kräftig, mit ausladender Krone Blätter: Mittelgroß, oval, oberseits dunkelgrün, unterseits silbrig Früchte: Mittelgroß (3-5g), oval mit leichter Spitze (daher der Name „Picual“ = spitz) Ölgehalt: Sehr hoch (22-27%) Ölcharakter: Kräftig, fruchtig mit deutlicher Bitterkeit und Schärfe Verwendung: Primär für Olivenöl Besonderheiten: Sehr früher Ertragsbeginn, selbstfruchtbar, widerstandsfähig gegen Trockenheit
Arbequina: Der Platzsparende
Wuchs: Kompakt, langsam wachsend, gut verzweigt Blätter: Klein, schmal, hellgrün Früchte: Sehr klein (1-2g), rundlich Ölgehalt: Mittel bis hoch (18-22%) Ölcharakter: Mild, süßlich, mit Noten von Äpfeln und Mandeln Verwendung: Olivenöl und Tafelolivenproduktion Besonderheiten: Ideal für Container und kleine Gärten, früher und reicher Fruchtansatz
Hardy’s Mammoth: Der Winterharte
Wuchs: Kräftig, ausladend, kann bis zu 6-8m hoch werden Blätter: Groß, breit-lanzettlich, oberseits dunkelgrün Früchte: Groß (6-8g), oval Ölgehalt: Mittel (16-20%) Verwendung: Primär als Tafelolive Besonderheiten: Außergewöhnliche Frosthärte bis -15°C, spätere Fruchtreife
Leccino: Der Anpassungsfähige
Wuchs: Mittelstark bis kräftig, mit ausladender, offener Krone Blätter: Mittelgroß, elliptisch, dunkelgrün Früchte: Mittelgroß (2-3g), oval, violett-schwarz bei Reife Ölgehalt: Mittel (17-20%) Ölcharakter: Ausgewogen, mild mit leichten Artischockennoten Verwendung: Primär für Olivenöl, aber auch als Tafelolive geeignet Besonderheiten: Sehr anpassungsfähig an unterschiedliche Böden und Klimabedingungen, frühe Fruchtreife
Cipressino: Der Schlanke
Wuchs: Säulenförmig, aufrecht, kompakt Blätter: Klein bis mittelgroß, schmal-lanzettlich Früchte: Klein bis mittelgroß (2-3g), länglich Ölgehalt: Mittel bis hoch (18-22%) Ölcharakter: Fruchtig, mild mit leichter Bitterkeit Verwendung: Primär für Olivenöl Besonderheiten: Ideal für schmale Räume, windbeständig durch kompakten Wuchs

Sortentipps für Zuhause: Welche Olive passt zu dir?
Die Wahl der richtigen Olivenbaum Sorte hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hier findest du Empfehlungen für unterschiedliche Situationen:
Für kältere Regionen (unter -10°C im Winter)
Wenn du in einer Region mit strengen Wintern lebst, solltest du besonders frostharte Sorten wählen und zusätzliche Schutzmaßnahmen einplanen:
- ‚Hardy’s Mammoth‘ (-15°C)
- ‚Aglandau‘ (-14°C)
- ‚Cipressino‘ (-12°C)
- ‚Pendolino‘ (-12°C)
Tipp: Selbst diese robusten Sorten benötigen in sehr kalten Regionen einen geschützten Standort und eventuell Winterschutz.
Für Topfkultur auf Balkon oder Terrasse
Für die Kultur im Kübel eignen sich besonders kompakt wachsende Sorten:
- ‚Arbequina‘ (kompakter Wuchs, früher Ertrag)
- ‚Cipressino‘ (säulenförmig, platzsparend)
- ‚Koroneiki‘ (kompakt, dichter Wuchs)
Tipp: Achte auf einen ausreichend großen Kübel (mindestens 40-50 Liter) und einen gut durchlässigen Boden.
Für den Anbau von Tafeloliven
Wenn du deine eigenen Oliven einlegen möchtest, wähle Sorten mit großen, fleischigen Früchten:
- ‚Manzanillo‘ (große Früchte, guter Geschmack)
- ‚Hardy’s Mammoth‘ (große Früchte, robust)
- ‚Kalamata‘ (fleischig, hervorragender Geschmack, braucht aber warme Standorte)
Für Olivenöl-Enthusiasten
Für die Herstellung von eigenem Öl (bedenke: du brauchst viele Früchte!):
- ‚Picual‘ (hoher Ölgehalt, robustes Öl)
- ‚Frantoio‘ (ausgezeichnete Ölqualität)
- ‚Arbequina‘ (früher und reicher Ertrag)
Für besonders attraktive Zierpflanzen
Wenn der dekorative Aspekt im Vordergrund steht:
- ‚Pendolino‘ (hängende Zweige, elegant)
- ‚Cipressino‘ (säulenförmig, strukturgebend)
- ‚Leccino‘ (ausladende Krone, silbriges Laub)
Ein oft übersehener Aspekt bei der Sortenwahl ist die Frage der Befruchtung. Viele Olivensorten sind selbstfruchtbar (wie ‚Arbequina‘ und ‚Picual‘), andere benötigen eine Befruchtersorte in der Nähe für optimalen Fruchtansatz. In kleinen Gärten oder bei Einzelpflanzen empfehle ich daher selbstfruchtbare Sorten.
Fazit: Die beeindruckende Sorten-Vielfalt der Olivenbäume
Die Welt der Olivenbaum Sorten ist faszinierend vielfältig – von den mediterranen Klassikern bis hin zu erstaunlich frostharten Varianten für unser gemäßigtes Klima. Diese Diversität ermöglicht es, für nahezu jeden Standort und Verwendungszweck die passende Sorte zu finden.
Egal ob du dich für den kompakten ‚Arbequina‘ auf deiner Terrasse, den frostharten ‚Hardy’s Mammoth‘ im Garten oder den eleganten ‚Pendolino‘ als Solitärpflanze entscheidest – ein Olivenbaum bringt immer ein Stück mediterranes Flair in dein Zuhause. Mit der richtigen Sortenwahl und Pflege kannst du dich viele Jahre an diesem besonderen Baum erfreuen – und mit etwas Glück sogar eigene Oliven ernten.
Die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Olivenbaum Arten lohnt sich. Jede Sorte hat ihre eigene Geschichte und ihren eigenen Charakter. Nimm dir Zeit für die Auswahl, denn ein Olivenbaum kann dich über Jahrzehnte begleiten – manche Exemplare werden sogar mehrere hundert Jahre alt.