Hat der Olivenbaum Dornen? Die Wahrheit und wie du ihn erkennst!

Du stehst im Gartencenter vor einer Pflanze, die als Olivenbaum ausgezeichnet ist, und fragst dich: „Moment mal, sollte der nicht anders aussehen?“ Oder vielleicht planst du gerade deinen mediterranen Garten und bist dir unsicher, ob die stacheligen Zweige, die du bei deinem Nachbarn gesehen hast, wirklich zu einem Olivenbaum gehören.

Die Frage, ob Olivenbäume Dornen haben, sorgt tatsächlich häufiger für Verwirrung, als man denken würde. Besonders wenn man keine Erfahrung mit diesen mediterranen Schönheiten hat, können Verwechslungen leicht passieren. In diesem Artikel klären wir dieses Mysterium ein für alle Mal und zeigen dir, wie du einen echten Olivenbaum sicher erkennst.

Die klare Antwort: So sieht ein echter Olivenbaum aus

Um es direkt vorweg zu nehmen: Nein, echte Olivenbäume (Olea europaea) haben keine Dornen. Was du bei einem authentischen Olivenbaum stattdessen findest, sind charakteristische Merkmale, die ihn unverwechselbar machen:

Die Zweige eines Olivenbaums sind glatt und dornenfrei. Sie haben eine gräulich-braune Rinde, die mit zunehmendem Alter knorriger und charaktervoller wird. Bei jungen Trieben mag die Rinde noch grünlich erscheinen, aber stachelig ist sie nie.

Die Blätter sind das vielleicht markanteste Erkennungsmerkmal. Sie sind:

  • Länglich-oval bis lanzettförmig
  • Ledrig und fest
  • Oberseits graugrün bis dunkelgrün
  • Unterseits silbrig-weiß bis hellgrau
  • Gegenständig angeordnet (zwei Blätter wachsen sich direkt gegenüber)

Der Stamm entwickelt mit den Jahren eine knorrige, oft verdrehte Form mit ausgeprägten Strukturen in der Rinde – eines der romantischsten Merkmale alter Olivenbäume, das ihnen ihren besonderen Charakter verleiht.

Was bei jungen Olivenbäumen manchmal für Verwirrung sorgen kann: Junge Zweigspitzen können etwas fest und spitz zulaufen. Dies sind jedoch keine Dornen im botanischen Sinne, sondern lediglich die noch nicht vollständig entwickelten Zweigenden.

Ölweide mit Dornen
Ölweide mit Dornen

Verwechslungsgefahr: Diese Pflanzen haben Dornen und sehen ähnlich aus

Die Verwechslung von Olivenbäumen mit anderen, dornigen Pflanzen ist keine Seltenheit. Hier sind einige „Doppelgänger“, die tatsächlich Dornen tragen und auf den ersten Blick ähnlich aussehen können:

Ölweide (Elaeagnus)

Die silbrigen Blätter der Ölweide (besonders Elaeagnus angustifolia) können auf den ersten Blick denen des Olivenbaums ähneln. Im Gegensatz zum Olivenbaum besitzt die Ölweide jedoch:

  • Deutlich sichtbare Dornen an den Zweigen
  • Eine intensiver silbrige Blattunterseite
  • Stärker duftende Blüten
  • Länglichere, orangefarbene Früchte (keine Oliven)

Sanddorn (Hippophae rhamnoides)

Der Sanddorn wird manchmal mit dem Olivenbaum verwechselt, da beide silbrig-graue Blätter haben. Unterschiede sind:

  • Sanddorn hat deutliche, scharfe Dornen
  • Die Blätter sind schmaler und kleiner
  • Die orangefarbenen Beeren unterscheiden sich stark von Oliven
  • Sanddorn ist zweihäusig (männliche und weibliche Pflanzen)

Pyracantha (Feuerdorn)

Der Feuerdorn kann in der Blattstruktur entfernt an einen Olivenbaum erinnern, weist jedoch folgende Unterschiede auf:

  • Sehr ausgeprägte, lange und scharfe Dornen
  • Glänzendere, dunklere Blätter
  • Auffällige rote, orange oder gelbe Beerenfrüchte im Herbst
  • Kompakterer Wuchs

Wilder Ölbaum oder verwilderte Olivenbäume

Es gibt auch wilde Varianten des Olivenbaums, die in manchen Regionen des Mittelmeerraums vorkommen und manchmal spitzere Zweigenden haben können. Echte Dornen im botanischen Sinne sind aber auch hier nicht vorhanden.

Warum keine „echten“ Dornen? Ein Blick auf die Botanik

Um zu verstehen, warum Olivenbäume keine Dornen haben, lohnt sich ein kurzer Ausflug in die Botanik. Was genau sind eigentlich Dornen?

Aus botanischer Sicht sind Dornen umgewandelte Pflanzenorgane: meist verkümmerte Blätter, Nebenblätter oder Sprossachsen. Sie dienen Pflanzen in erster Linie als Schutz vor Fressfeinden. Besonders Pflanzen, die in trockenen, kargen Regionen wachsen, entwickeln oft Dornen, um ihre wertvollen, wasserspeichernden Blätter zu schützen.

Der Olivenbaum hat im Laufe seiner Evolution andere Überlebensstrategien entwickelt:

  1. Ausdauerndes Wurzelsystem: Statt in Dornen investiert der Olivenbaum in ein tiefes, weitverzweigtes Wurzelsystem, das auch in kargen, trockenen Böden Wasser finden kann.
  2. Spezialisierte Blätter: Die ledrigen Blätter mit ihrer silbrigen Unterseite reflektieren Sonnenlicht und reduzieren die Verdunstung – eine perfekte Anpassung an das mediterrane Klima.
  3. Langsames, ausdauerndes Wachstum: Olivenbäume wachsen langsam, werden dafür aber sehr alt – einige Exemplare sind nachweislich über 2000 Jahre alt.
  4. Bittere Inhaltsstoffe: Die Blätter enthalten Stoffe, die sie für viele Pflanzenfresser ungenießbar machen – ein chemischer statt physischer Schutz.

Diese evolutionären Anpassungen haben den Olivenbaum so erfolgreich gemacht, dass er keine Dornen als Schutzmechanismus benötigt.

Olivenbaum im Topf ohne Dornen
Olivenbaum im Topf ohne Dornen

So erkennst du einen Olivenbaum sicher

Möchtest du ganz sicher sein, dass du einen echten Olivenbaum vor dir hast? Hier ist eine praktische Checkliste mit den wichtigsten Erkennungsmerkmalen:

Die Blätter

Die Blätter sind das verlässlichste Erkennungsmerkmal:

  • Form: länglich-oval bis lanzettförmig, ca. 4-10 cm lang
  • Oberseite: graugrün bis dunkelgrün, matt glänzend
  • Unterseite: silbrig-weiß, oft mit feinen Schüppchen besetzt
  • Textur: ledrig, fest, etwas steif
  • Anordnung: gegenständig an den Zweigen

Der Stamm und die Zweige

  • Stamm: Mit zunehmendem Alter knorrig und oft verdreht
  • Rinde: Grau bis graubraun, mit charakteristischen Furchen im Alter
  • Zweige: Glatt, keine Dornen, junge Triebe grünlich-grau
  • Verzweigung: Eher unregelmäßig, nicht streng symmetrisch

Die Früchte (wenn vorhanden)

Die charakteristischen Oliven sind ein eindeutiges Erkennungsmerkmal:

  • Form: Oval bis länglich
  • Farbe: Je nach Reifegrad grün bis schwarz (mit vielen Zwischenstufen)
  • Größe: Ca. 1-3 cm lang
  • Stein: Einzelner, harter Kern in der Mitte

Das Gesamtbild

Ein ausgewachsener Olivenbaum erreicht in der Regel:

  • Höhe: 3-8 Meter (kultiviert), bis zu 15 Meter (wild)
  • Kronenform: Unregelmäßig, oft asymmetrisch, licht
  • Wuchsgeschwindigkeit: Langsam, aber stetig
  • Gesamteindruck: Mediterran, silbrig schimmernd im Wind

Wenn du einen Olivenbaum für deinen Garten kaufen möchtest, achte darauf, dass er diese charakteristischen Merkmale aufweist. Ein seriöser Händler kann dir außerdem die genaue Sorte nennen, da es zahlreiche Olivenbaum-Varietäten gibt, die sich in Wuchs, Fruchtgröße und Kältetoleranz unterscheiden.

Fazit: Der Olivenbaum – sanft und doch charakterstark

Der Olivenbaum ist ein faszinierendes Gewächs, das trotz – oder vielleicht gerade wegen – seiner Dornenlosigkeit seit Jahrtausenden kultiviert wird und zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit zählt. Seine Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit, die Fähigkeit, auch auf kargen Böden zu gedeihen, und natürlich die wertvollen Früchte machen ihn zu einem besonderen Baum.

Wenn du einen mediterranen Garten planst oder einfach nur ein Stück Mittelmeerfeeling auf deine Terrasse holen möchtest, ist der Olivenbaum mit seiner silbrigen Blätterpracht eine hervorragende Wahl. Sein sanftes Erscheinungsbild ohne Dornen macht ihn auch für Familien mit Kindern oder Haustieren zu einer sicheren Option.

Und nun, da du weißt, wie ein echter Olivenbaum aussieht und dass er keine Dornen hat, wirst du ihn nicht mehr mit seinen stacheligen Doppelgängern verwechseln. Solltest du dennoch auf eine Pflanze stoßen, die wie ein Olivenbaum aussieht, aber Dornen trägt, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine der genannten Alternativen – vielleicht eine Ölweide oder einen Sanddorn.

Bastian Behrens Autor

Über den Autor

Hinter Olivenbaum-Ratgeber.de steht ein leidenschaftlicher Hobbygärtner mit einer großen Faszination für mediterrane Pflanzen – allen voran der Olivenbaum.
Was mit einem kleinen Baum auf dem Balkon begann, wurde zur Passion. Heute fließen persönliche Erfahrungen, fundierte Recherchen und eine gute Portion Herzblut in jeden Artikel auf dieser Seite.
Mein Ziel: Dir das Wissen an die Hand zu geben, das ich mir selbst mühsam erarbeitet habe – damit dein Olivenbaum nicht nur überlebt, sondern richtig gedeiht.

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